„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 1. Korinther 16,14

Ich lese diese Worte und spüre, dass sie mich gleichsam berühren und herausfordern. Ich soll alles in Liebe tun? Wie soll das funktionieren? Mir fallen gleich ein paar Sachen ein, die ich definitiv nicht mit Liebe machen kann. Wäsche falten z. B. oder überhaupt Hausarbeit. Ich mache sie, weil sie gemacht werden muss, aber mit Liebe? Eher nicht. Nur, geht es in diesem Vers überhaupt um solche profanen Handlungen wie Wäsche falten? Ich denke nicht.

Wenn man in den Urtext schaut, liest man in diesem Satz das altgriechische Wort ἀγάπη=agápē. Mit diesem Wort wird die göttliche Liebe, also die vollkommene, bedingungslose und nie endende Liebe Gottes für uns Menschen bezeichnet. Eine Liebe, die Gott uns gibt, wie wir Menschen sie nicht geben können. Eine Liebe, in der wir leben und handeln können. Die Liebe, mit der Gott uns befähigt einander zu lieben. Denn das ist das Gebot, das Gott uns durch Jesus gibt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Mk 12,31.

Heißt das jetzt, dass ich Alles und Jeden lieben muss? Nein, das heißt es nicht. Natürlich lieben wir. Wir lieben unsere Partner, Kinder, Eltern, unsere Geschwister und Freunde, Kollegen, Nachbarn. Und dabei lieben wir unterschiedlich. Eine Partnerschaft verbindet eine leidenschaftliche Liebe, eine Freundschaft eine freundschaftliche Liebe usw.

Aber wir lieben nicht jeden und nicht alles, was wir tun müssen. Es ist völlig normal auf Menschen zu treffen und vielleicht eine Antipathie zu spüren, Familienmitgliedern unterschiedlich nah zu sein und Kollegen oder Nachbarn zu haben, die man einfach überhaupt nicht leiden mag. Das entscheidende ist, wie ich mit diesen Menschen umgehe. Denn, auch wenn ich sie nicht liebe oder noch nicht einmal Sympathie für sie empfinde, kann ich ihnen freundlich und respektvoll begegnen. Und genau das macht den entscheidenden Unterschied.

Wenn ich die Liebe Gottes für mich annehme und mich von ihm ausrüsten lasse, muss ich nicht aus eigener Kraft lieben. Ich darf anderen gegenüber anders fühlen, die Chemie darf auch einfach mal nicht stimmen. Ich brauche keine Änderung dazu herbeizuführen. Aber ich darf die Liebe Gottes als Kraftquelle nutzen, allen Menschen gegenüber offen, respektvoll und freundlich zu sein. Sie als von Gott geliebten Menschen anzunehmen, wunderbar gemacht – und genau richtig, so wie sie sind. Was für eine Entlastung, was für ein Geschenk!

Ich wünsche euch allen ein Jahr 2024 voller Liebe und Freude, voller liebevoller Begegnungen und Erfahrungen, die einen bunten Strauß der Erinnerungen ergeben. Seid gesegnet!


Melanie Roderburg

 

 

(Kopf-Bild: St.Janetzko)